JEAN-PIERRE NOELMANS DO

European School of Osteopathy - Maidstone 1984

"Jede Theorie, auch die wissenschaftliche, kann die Realität nicht erschöpfen und ihr Objekt in ihren Paradigmen einsperren."


   -Edgar Morin -

 

Während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten genetische und biochemische Paradigmen einen weitreichenden Einfluss auf die Biosciences. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch eine neue Tendenz innerhalb der Forschung entwickelt, die versucht die Dynamik der physiologischen Mechanismen im Körper zu verstehen. Diese mechanische-biologische Evolution hat in den letzten Jahren an Geschwindigkeit zugenommen. Verschiedene neue Konzepten wie die Tensegrity Theorie von Donald E. Ingber und die „ Constructal optimalisation law „ von Adrian Bejan sind mit brandneuen Begriffen wie Mechano-Regulation und Mechano-Transduktion aufgetaucht und spielen eine dominierende Rolle.


Nach der "Genomics" kommt nun das "Mechanomics" Paradigma!


Ich denke, dass das Aufkommen von Wissen über das Konzept der mechano-biologischen Regulation und ihre Kontinuität auf den verschiedenen hierarchischen Makro-Mikro-(Nano?)-Ebenen grundlegend könnte sein für ein besseres Verständnis der tiefgreifenden und globalen Auswirkungen eines authentischen osteopathischen Ansatz.


In diesem Zusammenhang verwende ich den Neologismus "osteopathische mechano-Regulation".

Die Aussagen von A.T. Still " Die Struktur beherrscht die Funktion" und " die Vorherrschaft von Flüssigkeiten" finden in dieser Entwicklung eine wissenschaftliche Konkretisierung. Homöostase und Wohlbefinden hängen auch ab von die tensive Qualität, Stabilität und Dynamik der vielen Strukturen, Gewebe und Flüssigkeiten. Inherente, reziproke Spannungs- und Kräfte ermöglichen und erhalten einen globalen, hierarchischen "vorgespannten" Gleichgewichts zustand in und zwischen die vernetzten Netzwerken. Es scheint dann logisch zu sein, dass die Qualität der flussaufwärtse Prozesse in dieser architektonischen Rekursion, sich auch abwärts weiter spiegelt, auf die Tensegrity-Bedingungen, die zelluläre Mechanosensation und die angemessene Mechanotransduktion.


Der mechano-biologische Trend erfordert eine tiefgreifende Neubetrachtung der wesentlichen Einflüsse auf die Kontrolle der biologischen Funktionen, die Ätiologie funktionaler Störungen und die Adäquanz vieler Behandlungen.


Mit dem mechano-biologischen Paradigma wird bald erscheinen, dass die Dynamik jeder Flüssigkeit und jeder anatomischen Struktur physiologisch systemisch, komplementär und synergistisch sind. Während jede anatomische Struktur ein ätiologischer Faktor werden kann, kann sie auch als fundamentales therapeutisches Medium für die Initiierung einer osteopathischen mecano-Regulation fungieren.


Für Osteopathen und ihre Patienten ist dies eine tägliche empirische Realität.

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Jean-Pierre Noelmans DO

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